Bewegungswissenschaft
Lars Schwabe ist neuer Dekan der Fakultät für Psychologie und Bewegungswissenschaft„Interdisziplinären Austausch vorantreiben“
11. Mai 2020, von Webmaster PB
Foto: UHH/Schwabe
Wofür steht die Fakultät für Psychologie und Bewegungswissenschaft?
Unsere Fakultät ist eine vergleichsweise junge und hoch dynamische Fakultät, die in den vergangenen Jahren einen Wandel von einer stark geisteswissenschaftlichen Ausrichtung hin zu einer vorrangig naturwissenschaftlichen Ausrichtung vollzogen hat. Wir stehen für spannende, vielfältige und interdisziplinäre Forschung, die eine Strahlkraft weit über Hamburg hinaus erreicht und international deutlich wahrnehmbar ist. Ferner bilden wir in den verschiedenen Studiengängen, die zu den am stärksten nachgefragten Studiengängen an unserer Universität zählen, mehr als 2000 Studierende aus. Unser Lehrangebot zeichnet sich durch eine Kombination aus Vermittlung fundamentaler theoretischer Kenntnisse, einer tiefgehenden methodischen Ausbildung sowie der Vermittlung maßgeblicher praktischer Kompetenzen aus. Ich schätze mich glücklich, als Dekan einer so leistungsstarken Fakultät vorstehen zu dürfen, in der zugleich eine überaus kollegiale Atmosphäre herrscht.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne als Dekan aus und auf welche Schritte werden Sie sich zuerst konzentrieren?
Das aktuelle Geschehen an unserer Fakultät ist – wie sollte es anders sein – maßgeblich durch die Corona-Pandemie und ihre Folgen für Lehre und Forschung geprägt. Als Dekan möchte ich einen Beitrag dazu leisten, dass wir als Fakultät diese außergewöhnliche Herausforderung bestmöglich meistern. Darüber hinaus durchläuft das Institut für Bewegungswissenschaft als eines von zwei Instituten unserer Fakultät aktuell einen tiefgreifenden personellen Wandel, im Zuge dessen nahezu alle Professuren neu besetzt werden. Hier gilt es, gemeinsam mit dem Präsidium, die stärksten Kandidaten und Kandidatinnen für das Institut für Bewegungswissenschaft und unsere Fakultät zu gewinnen. Ich möchte dazu beitragen, die neuen Kollegen und Kolleginnen schnellstmöglich zu integrieren, um dann auch den interdisziplinären Austausch innerhalb unserer Fakultät weiter voranzutreiben.
Eine weitere wichtige Aufgabe sehe ich in der Umsetzung der Reform der Psychotherapieausbildung am Institut für Psychologie sowie der sich daraus ergebenden Umstrukturierung des bestehenden Masterstudiengangs innerhalb der Psychologie. Schließlich gilt es, den fakultären Forschungsschwerpunkt „Mechanisms of Change“, der vom Präsidium als universitärer Potenzialbereich identifiziert wurde, weiterzuentwickeln. Ganz allgemein sehe ich insbesondere die Psychologie, aber auch die Bewegungswissenschaft, als „Hub“-Disziplin innerhalb der Universität, die in weiten Teilen interdisziplinär ausgerichtet sind und bereits jetzt eng mit anderen Fächern, wie etwa der Medizin, der Informatik oder den Wirtschaftswissenschaften, zusammenarbeiten. Das sich daraus ergebende Potenzial, verbunden mit der Leistungsstärke der einzelnen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, müssen wir noch stärker nutzen, um die Sichtbarkeit unserer Fakultät innerhalb der Universität, aber auch weit darüber hinaus, weiter zu erhöhen, was sich in der Beteiligung und Einwerbung weiterer Forschungsverbünde sowie nicht zuletzt in einem deutlich wahrnehmbaren Beitrag zur nächsten Exzellenzinitiative zeigen sollte.
Wie erleben Sie die Coronakrise in Ihrer Fakultät? Und wie gehen Sie mit der Situation um?
Die Situation ist für uns alle schwierig und mit vielen Sorgen und Ungewissheiten verbunden. Studierende fragen sich, wie sie in der derzeitigen Situation ihr Studium wie geplant fortsetzen können. Lehrende stehen vor der Herausforderung, von jetzt auf gleich ihr Lehrangebot digitalisieren und auf die direkte Interaktion mit den Studierenden weitgehend verzichten zu müssen. Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen mussten ihre experimentelle Forschung unterbrechen, haben in Drittmittelprojekten jedoch nur eine begrenzte Zeit für den Abschluss der Forschungsprojekte zur Verfügung. Und dieses sind nur wenige Beispiele für die Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen.
Im Dekanat versuchen wir – soweit uns dies möglich ist –, zur Lösung der Probleme beizutragen. Dabei befinden wir uns in vielen Fragen in engem Austausch mit dem Präsidium. In der Lehre wurde in den vergangenen Wochen an unserer Fakultät ganz Beachtliches geleistet und es ist uns gelungen, weite Teile des Studiums in hoher Qualität digital anzubieten. Hierfür gebührt allen Lehrenden unserer Fakultät Dank und Respekt. Aktuell sind wir bestrebt, Lösungen für die schwierige Frage der Prüfungsleistungen in Zeiten der Pandemie zu entwickeln. Darüber hinaus sind wir bestrebt, eine langsame Wiederaufnahme des Laborforschungsbetriebes unter strenger Einhaltung von Hygieneregeln zu ermöglichen. Über allem stehen hierbei natürlich der Schutz der Gesundheit aller Beteiligten sowie die Unterbrechung der weiteren Verbreitung des Coronavirus. Lassen Sie mich an dieser Stelle jedoch auch darauf verweisen, dass die aktuelle Situation für alle handelnden Personen neuartig und mit großer Unsicherheit verbunden ist. Dies gilt es bei der Bewertung der Handlungen zu berücksichtigen.
Wie wichtig erscheint Ihnen das Thema Internationalisierung?
Die moderne Wissenschaft ist international ausgerichtet und global vernetzt. Diese Internationalität wird an unserer Fakultät als Selbstverständlichkeit gelebt. Alle Arbeitsbereiche sind international vernetzt, publizieren in englischsprachigen Medien und sind international wahrnehmbar. In der Internationalisierung der Lehre sind erste Schritte gegangen worden. Hier sind wir jedoch noch nicht am Ziel. Eine weitere Internationalisierung des Studienangebots, insbesondere das Anbieten von mehr englischsprachigen Lehrveranstaltungen, bleibt ein Ziel, das jedoch beispielsweise im Zuge der Neustrukturierung des Masterstudiengangs in der Psychologie bereits explizit berücksichtigt wird.
Ihre Forschungsschwerpunkte beinhalten Stresseinflüsse auf kognitive Prozesse, aber auch instrumentelles Lernen. Können Sie uns einen kurzen Einblick in Ihre Arbeit als Wissenschaftler geben?
Ich interessiere mich insbesondere dafür, wie wir lernen, uns erinnern und Entscheidungen treffen. Hierbei erforsche ich, wie diese kognitiven Prozesse durch Emotionen oder Stress verändert werden und welche Mechanismen diesen Prozessen im menschlichen Gehirn zugrunde liegen. Um diesen Fragen nachzugehen, setzen wir neben dem Verhaltensexperiment eine Vielzahl weiterer Methoden ein, die von pharmakologischen Manipulationen über die Erfassung der Hirnaktivität mittels MRT oder EEG bis hin zu Hirnstimulationsverfahren reichen. Bei der Erforschung dieser Fragestellungen arbeite ich mit zahlreichen Kolleginnen und Kollegen aus allen Teilen der Welt zusammen.
Zur Person
Lars Schwabe studierte Psychologie an der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald und promovierte in der Abteilung für Klinische Physiologie an der Universität Trier. Nach Auslandstätigkeiten in Montreal (Kanada) und Leiden (Niederlande) sowie Stationen an den Universitäten Bochum und Füsseldorf ist Schwabe seit 2014 Professor für Kognitionspsychologie an der Universität Hamburg.
Kontakt
Prof. Dr. Lars Schwabe
Arbeitsbereichsleiter Kognitionspsychologie
Von-Melle-Park 5
Tel.: +49 40 42838-5950
E-Mail: Lars.Schwabe@uni-hamburg.de