Bewegungswissenschaft
Interviewreihe - Eine Fakultät stellt sich vor #9„Trotz der schwierigen Umstände haben wir gemeinsam mit den Studierenden gute Lösungen für die Durchführung des Sportunterrichts entwickelt.“Interview mit Dr. Martin Reischmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Arbeitsbereich Theorie und Praxis der Bewegungsfelder, Institut für Bewegungswissenschaft
26. Februar 2021, von Webmaster PB

Foto: Wohlfahrt/UHH
Herr Reischmann, Sie sind dem erst kürzlich neu entstandenen Arbeitsbereich Theorie und Praxis der Bewegungsfelder angesiedelt. Bitte geben Sie uns einen Überblick hierzu.
Meine Kollegen/innen und ich sind überwiegend in der Lehre der Bewegungsfelder am Institut für Bewegungswissenschaft tätig. Wir vermitteln den Studierenden (in allen Teilstudiengängen) anwendungsbezogene Kompetenzen in den neun verschiedenen Bewegungsfeldern. Hierzu zählen Sport-Ball-Spiele, Leichtathletik, Turnen, Tanzen, Schwimmen, Rollen & Gleiten, Wasser- und Natursport, Kämpfen und Athletische Gymnastik. Meine Schwerpunkte sind die Sport-Ball-Spiele insbesondere der Bereich der Zielschussspiele, Leichtathletik sowie der Bereich des Wassersports, mit dem ich seit meinem Umzug 2006 in den Norden Deutschlands auch privat sehr stark verbunden bin. Momentan besteht unser Team unter der Leitung von Dr. Gunnar Liedtke aus sieben Personen und es macht große Freude mit allen zusammen zu arbeiten, da jede/r einen anderen bewegungswissenschaftlichen Hintergrund hat (Sportpsychologie, Sportpädagogik, Sportmedizin, Bewegungs- und Trainingswissenschaft, Gesundheitswissenschaft). Aufgrund der Ausrichtung meines Studiums an der Deutschen Sporthochschule Köln, sowie meiner Zeit im Arbeitsbereich von Prof. Dr. Klaus Mattes, liegen meine Schwerpunkte in der Bewegungs- & Trainingswissenschaft.
Sie sind momentan hauptsächlich mit Lehre beschäftigt. Wie sieht diese unter Corona-Bedingungen folglich aus?
Während der ersten Welle im Sommersemester 2020 konnten wir glücklicherweise nach der Pfingstwoche mit der Präsenzlehre starten, im laufenden Wintersemester war dies leider nicht möglich. Die theoretischen Inhalte konnten wir in den ersten Wochen des Wintersemesters digital über Zoom durchführen. Für die ausgefallene Präsenzlehre müssen wir jetzt mit den Studierenden in beinahe allen Theorie & Praxisveranstaltungen Kompakttermine im Sommersemester finden, um das Semester erfolgreich abzuschließen. Diese werden voraussichtlich nach der Öffnung des Sportparks über Abendveranstaltungen, Wochenendblöcke oder auch zum Teil über mehrere Tage in der vorlesungsfreien Zeit von Juli bis Oktober 2021 nachgeholt. Dies ist leider für alle Beteiligten unbefriedigend, aber wir versuchen gemeinsam das Beste aus der Situation zu machen.
Wie motivieren Sie Ihre Studenten trotz der aktuellen Situation am Ball zu bleiben?
Zum Glück sind die meisten Studierenden am Institut für Bewegungswissenschaft intrinsisch sehr motiviert und haben große Lust in unseren Lehrveranstaltungen aktiv am Geschehen teilzunehmen. Hier können meine Kollegen/innen und ich ein Lob an die Studierenden aussprechen. Auch in dieser herausfordernden Zeit ist es somit eine Freude mit den Studierenden zu arbeiten. Ich kann hier exemplarisch Gruppenaufgaben in der digitalen Lehrphase heranziehen. Trotz der schwierigen und besonderen Umstände habe ich gemeinsam mit den Studierenden gute Lösungen für die Durchführung des Sportunterrichts zu Hause, aber auch unter den bestehenden Coronaregeln für Präsenzveranstaltungen entwickelt und gemeinsam erprobt. Dies war durch einen erhöhten Bedarf an Einzelgesprächen mit einem größeren Zeitaufwand verbunden, die Ergebnisse waren und sind dafür vielversprechend.
Wie würden Sie die Folgen der Pandemie (geschlossene Sportstätten etc.) aus Ihrer Perspektive schildern?
Die Folgen der Pandemie für den Sport sind bisher noch nicht vollständig abzusehen. Betrachten wir die geschlossenen Sportstätten im Bereich des Gesundheitssports (Beispiel Rehasport, Herzsportgruppen, Rheumaligen etc.) so weist die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) bereits auf weitreichende Folgen der ausgefallenen Aktivitätszeiten hin.
Im Nachwuchsbereich in den Sportvereinen konnten die meisten Athleten über mehrere Monate nicht unter normalen Bedingungen trainieren. Auch hier können wir mit deutlichen Leistungseinbußen rechnen. Ich hoffe, wir können die Sportvereine, den Gesundheitssport sowie die Leistungssportler in Hamburg auf dem Weg zurück zur „Normalität“ wissenschaftlich und durch unsere Erfahrungen in den Bewegungsfeldern unterstützen.
Zur Person
- 2001-2006 Studium der Sportwissenschaften an der Deutschen Sporthochschule Köln mit dem Studienschwerpunkt Training und Leistung
- 2007-2009 Kriwat GmbH: zweidimensionale videobasierte Bewegungsanalysen, Analyse plantarer Druckverteilungen,
Weiterbildungsvorträge für Ärzte und Trainer
- 2009-2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter (Doktorand) im Arbeitsbereich Bewegungs- & Trainingswissenschaft unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Mattes
- 2014-2020 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Bewegungs- & Trainingswissenschaft (Post-Doc-Stelle)
- Seit 2020 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Theorie und Praxis der Bewegungsfelder (wissenschaftlicher Mitarbeiter mit vorwiegend Lehraufgaben)