Bewegungswissenschaft
Ausschreibung MoC Open Topic ProfessurInteressenbekundungsverfahren für die Besetzung von Professuren im Rahmen der Exzellenzstrategie – Förderlinie Exzellenzuniversitäten an der Universität Hamburg
13. Oktober 2021, von Webmaster PB

Foto: UHH/Wohlfahrt
Veränderungsmechanismen
Evolutionäre Perspektiven auf Veränderungsmechanismen in individuellen und sozialen Systemen
Veränderungen sind ein grundlegender Bestandteil des menschlichen Lebens. Menschen sind in der Lage, sich schnell an Veränderungen anzupassen und ihre Umwelt selbst zu verändern. Dies zeigt sich in der beeindruckenden Fähigkeit des Gehirns, seine funktionelle und strukturelle Organisation über die gesamte Lebensspanne anpassen zu können. Die enorme Anpassungsfähigkeit des Menschen wird auch in komplexen zeitlichen Dynamiken sozialer Kollektive wie Gruppen und Organisationen sowie im breiteren gesellschaftlichen Wandel im Laufe der Zeit sichtbar. Das übergreifende Ziel der universitären Profilinitiative MoC („Mechanisms of Change“) ist es, die Mechanismen zu erfassen und zu quantifizieren, die den Veränderungen in menschlichen Systemen zugrunde liegen. Die Ursachen und Folgen von Veränderungen auf verschiedenen Ebenen und über mehrere Ebenen hinweg (d. h. innerhalb und zwischen Individuen, Gruppen und Gesellschaften) werden mit einem multimethodischen Ansatz erforscht, welcher Beobachtungen, Experimente, neurowissenschaftliche Untersuchungen und Modellierungen umfasst. Was sind die kausalen Mechanismen, die den Veränderungen der menschlichen Kognition und des Verhaltens zugrunde liegen? Wie werden Veränderungen in neuronalen, körperlichen, künstlichen und sozialen Systemen vermittelt? Wie verändern menschliche Interaktionen mit künstlicher Intelligenz unsere Verhaltens- und Kognitionsdynamik? Wie gestalten Individuen und Organisationen gesellschaftliche und technologische Veränderungen und passen sich ihnen an? Was sind die optimalen Zeitpunkte und was sind entscheidende Determinanten für Veränderungen in verschiedenen Systemen? Was ist das Rückgrat der Veränderungen in neuronalen, kognitiven und sozialen Systemen, das Veränderungen zulässt, ohne einen Kollaps des Systems zu riskieren?
Die aus der MoC-Initiative gewonnenen Erkenntnisse sind entscheidend für das Verständnis der Bedingungen, die das Entstehen adaptiver Systeme mit einem optimalen Gleichgewicht zwischen Plastizität und Stabilität ermöglichen. Die Forschung der MoC-Initiative wird helfen, Hindernissen für Veränderungen in kranken, gestörten und nicht mehr adaptiven menschlichen und gesellschaftlichen Systemen zu erkennen und zu überwinden.
Die Forschung innerhalb der MoC-Initiative hat bisher vor allem untersucht, wie Veränderungen und ein optimales Gleichgewicht von Veränderungen und Stabilität in Individuen und sozialen Verbünden realisiert werden. Es fehlt eine evolutionäre Perspektive, die Antworten auf die Frage gibt, warum Veränderungs- und Lerndynamiken für die Population als Ganzes adaptiv sind. Wir suchen eine exzellente, international sichtbare Wissenschaftlerin bzw. einen exzellenten, international sichtbaren Wissenschaftler, die bzw. der eine solche evolutionäre Perspektive verfolgt, um Veränderungsmechanismen über die individuelle Lebensspanne und in sozialen Systemen zu verstehen. Von der erfolgreichen Bewerberin bzw. dem erfolgreichen Bewerber wird erwartet, dass sie oder er sich mit Fragen wie den folgenden beschäftigt:
- Warum sind bestimmte Veränderungsdynamiken für Individuen und in größeren sozialen Kollektiven adaptiv?
- Warum verlaufen Veränderungen über die Lebensspanne hinweg nicht linear und warum gibt es sensible Phasen für Veränderungen?
- Was sind erwartete und optimale Umwelten und Gesellschaften für Menschen?
- Welche Anpassungen und welche Störungen sind angesichts spezifischer Veränderungsprinzipien im Falle abweichender oder ungünstiger Umwelten vorhersehbar?
Die erfolgreiche Bewerberin bzw. der erfolgreiche Bewerber muss promoviert sein und über einschlägige Postdoc-Erfahrungen in Psychologie, Evolutionsbiologie oder einem verwandten Fachgebiet verfügen. Erfahrungen in (internationalen) interdisziplinären Forschungsprojekten wird erwartet. Weiter werden überdurchschnittliche internationale Publikationen und erfolgreich eingeworbene kompetitive Drittmittel vorausgesetzt. Gesucht wird ein eine theoretisch starke Kandidatin bzw. ein theoretisch starker Kandidat, idealerweise mit Erfahrungen in mathematischer Modellierung.
Deutschkenntnisse sind keine Voraussetzung. Es wird erwartet, dass die Kandidatin oder der Kandidat zur englischsprachigen Lehre für Bachelor- und Masterstudierende beiträgt.
Sprecherinnen der universitären Profilinitiative „Mechanisms of Change, Moc“ und Kontakt
- Prof. Dr. Nale Lehmann-Willenbrock: nale.lehmann-willenbrock"AT"uni-hamburg.de
- Prof. Dr. Brigitte Röder: brigitte.roeder@uni-hamburg.de
Weitere Informationen: www.moc.uni-hamburg.de