Bewegungswissenschaft
Interviewreihe - Eine Fakultät stellt sich vor #6„Es ist schön zu sehen, wie aus Respekt vor dem Material und der Bewegung sich nach einiger Zeit eine harmonische Symbiose entwickelt.“Interview mit Sven Tuchel, Bootswart Ruderbootshaus, Institut für Bewegungswissenschaft
30. November 2020, von Webmaster PB

Foto: Wohlfahrt/UHH
Herr Tuchel, Sie sind seit 22 Jahren an unserem Institut tätig. Beschreiben Sie uns kurz Ihren Werdegang.
Ich bin gebürtiger Hamburger und aufgrund meiner Ausbildung 1987 nach Mölln gezogen, wo ich meine Lehre als Bootsbauer absolvierte. Nach meinem Abschluss Ende 1990 habe ich einige Jahre in meinem Ausbildungsbetrieb FISO weitergearbeitet, bis es mich wieder zurück in meine Heimat Hamburg zog. Dort habe ich 2 Jahre bei der Hamburger Schiffsbau Versuchsanstalt „HSVA“ gearbeitet, wo ich hauptsächlich Schiffsrumpfmodelle gebaut habe. Ein ehemaliger Arbeitskollege aus meiner Zeit in Mölln hat mich auf seine baldig vakante Stelle als Bootswart der Universität Hamburg hingewiesen. Und somit schließt sich der Kreis und ich bin seit 1998 an dem Institut für Bewegungswissenschaft als Bootsbauer angestellt. Ich bin für den Bereich Wassersport – Rudern, Kanu und Kajak zuständig.
Wie sieht ein „normaler“ Arbeitstag für Sie aus. Was fasziniert Sie so an Ihrem Job?
Dieser beginnt meist 7:00 Uhr mit den ersten HSP Ruderkursen, in denen Rudernovizen die ersten Begegnungen mit dem doch technisch anspruchsvollen Rudersport bekommen. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie aus einem riesigen Respekt vor dem Material und der Bewegung (man schaut ja nicht in die Richtung, in die man sich auf dem Wasser bewegt) sich nach einiger Zeit eine harmonische Symbiose entwickelt.
Im Tagesverlauf bekommen die Studierenden der Bewegungswissenschaft den Wassersport mit mehr wissenschaftlichen Hintergrund dargelegt, aus dem sich oft eine ganz andere Herangehensweise an den Sport ergibt. Eine wichtige Aufgabe von mir ist es, den Studierenden den richtigen Umgang mit dem Bootsmaterial beizubringen. Leider sorgt die nicht beabsichtigte unsachgemäße Nutzung des filigranen Materials für einen hohen Verschleiß. Diesen Reparaturbedarf versuche ich dann im Tagesbetrieb weitestgehend nachzukommen.
Inwieweit hat sich die Pandemie auf Ihre Arbeitssituation ausgewirkt?
Natürlich hat die Pandemie in den letzten Monaten auch den Betrieb am Ruderbootshaus stark eingeschränkt und leider auch zeitweise zum Erliegen gebracht. Momentan ist meine Arbeitssituation jedoch davon nicht beeinträchtigt, da im Wintersemester keine universitären Lehrveranstaltungen auf dem Wasser stattfinden und der HSP zudem keine Kurse anbieten darf.
Ich nutze die Zeit, um das umfangreiche Bootsmaterial zu überarbeiten und zu erneuern. Das Resultat sind gut gepflegte Ruderboote für den Sportbetrieb. Des Weiteren ist es eine wichtige Aufgabe für meine Mitarbeiter und mich, die Liegenschaft zu verwalten als auch instand zu halten. Immerhin geht es hier um 150 Boote vom Einer bis Achter im Ruderbereich und Einer Kajak bis Mannschaftskanadier als auch Drachenboote im Paddelbereich. In diesem Zusammenhang möchte ich mich auch beim technischen Betrieb der Universität bedanken, der mich immer hervorragend unterstützt
Zur Person
Sven Tuchel wurde 1969 in Hamburg geboren und zog 1987 für seine Ausbildung zum Bootsbauer nach Mölln. Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung arbeite er zuerst weiter als Bootsbauer in seinem Ausbildungsbetrieb „FISO“ in Mölln, bevor er wieder nach Hamburg zurückkehrte und dort bei der Hamburger Schiffsbau Versuchsanstalt „HSVA“ Schiffsrumpfmodelle baute. Seit 1998 ist Sven Tuchel Angestellter der Uni Hamburg und als Bootswart für die Liegenschaft Ruderbootshaus des Instituts für Bewegungswissenschaft verantwortlich.